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Matcha und Metall: Ist das wirklich ein Problem?

Jochen Meyer – Apotheker & Mitgründer von VERY MATCHA

Autor: Jochen Meyer, Apotheker & Mitgründer von VERY MATCHA
Lieblingsrezept: Matcha Latte aus Kyoto.

Matcha mit Metall? Leuchtend grünes Matcha-Pulver in einem Teelöffel neben einem Metallsieb und einem elektrischen Milchaufschäumer auf blauem Untergrund
„Ich hab gelesen, dass man Matcha niemals mit Metall in Berührung bringen soll. Aber warum benutzt dann jeder ein Edelstahlsieb?“

Diese Frage hat uns kürzlich eine Kundin gestellt, die gerade erst ins Matcha-Universum eintaucht. Und sie ist damit nicht allein.

Immer wieder liest man in Blogs, Foren oder sogar auf Verpackungen, dass Matcha keinen Kontakt mit Metall haben sollte, weil es den Geschmack verfälschen oder sogar seine Wirkung beeinträchtigen kann. Kein Metalllöffel zum Dosieren, keine Metalldose zur Aufbewahrung, kein elektrischer Milchaufschäumer? Kein Teesieb aus Edelstahl?

Was steckt wirklich dahinter? Ist das reine Teemeister-Mystik oder gibt es dafür eine chemische Erklärung? In diesem Artikel klären wir, ob Metall wirklich problematisch ist, was mit Inhaltsstoffen wie Catechinen, Chlorophyll und Koffein im Matcha beim Kontakt mit Metall passiert.

Warum ist Metall bei Matcha überhaupt ein Thema?

Die Warnung vor Metall stammt ursprünglich aus der japanischen Teezeremonie. In der traditionellen Teezeremonie (Chanoyu) werden ausschließlich natürliche Materialien wie Bambus, Holz und Keramik verwendet. Der Löffel (Chashaku) ist aus Bambus, die Schale (Chawan) aus Ton, der Besen (Chasen) ebenfalls aus Bambus. Metall kommt dort nicht vor - nicht aus Zufall, sondern weil es als fremd empfunden wird, sowohl geschmacklich als auch symbolisch.

Japanische Teezeremonie mit Kimono und traditionellen Utensilien
Tea Ceremony 茶道 von Patrick Vierthaler. Das Bild zeigt einen stillen Moment der japanischen Teezeremonie (Chanoyu), bei dem mit Hingabe und Präzision Matcha zubereitet wird. Eine Kunstform, die weit über das bloße Teetrinken hinausgeht.

Doch jenseits der Ästhetik stellt sich die Frage: Reagiert Matcha wirklich mit Metall? Und wenn ja, mit welchem? Tatsächlich sind einige seiner Inhaltsstoffe ziemlich empfindlich, darunter die bekannten Catechine (wie EGCG), das Chlorophyll, Koffein und L-Theanin. Vor allem Catechine neigen zur Oxidation. Bestimmte Metalle wie Eisen oder Kupfer können dabei wie ein Katalysator wirken und die Zersetzung beschleunigen. Der Geschmack wird dann flacher, bitterer, weniger frisch.

Allerdings ist nicht jedes Metall gleich. Edelstahl zum Beispiel ist weitgehend reaktionsträge. In der Praxis kommt es auf die Kombination an: Art des Metalls, Kontaktzeit, Temperatur, Feuchtigkeit. Genau das schauen wir uns jetzt genauer an.

Diese Inhaltsstoffe im Matcha sind empfindlich

Matcha ist mehr als nur gemahlener Grüntee. Durch das feine Pulver trinkt man das ganze Blatt samt allen darin enthaltenen Wirkstoffen. Besonders wertvoll (und empfindlich) sind:

  • EGCG (Epigallocatechingallat): Das stärkste Antioxidans im Matcha. Es schützt Zellen vor freien Radikalen, ist aber selbst sehr anfällig für Oxidation - vor allem in Kontakt mit Licht, Luft, Hitze oder bestimmten Metallen.
  • Chlorophyll: Der grüne Farbstoff, der Matcha seine satte Farbe verleiht. Er reagiert auf Sauerstoff und zerfällt mit der Zeit, was sich in einem gelblichen oder bräunlichen Farbton äußert.
  • L-Theanin: Die Aminosäure, die Matcha seine entspannende Wirkung verleiht. Sie ist hitzestabil, aber wasserlöslich und kann durch falsche Lagerung verloren gehen.
  • Koffein: Relativ stabil, aber in Kombination mit oxidierten Catechinen oder Metallionen kann sich der Geschmack verändern.

All diese Stoffe reagieren besonders dann empfindlich, wenn sie mit Sauerstoff, Licht, Feuchtigkeit oder auch Metall-Ionen in Berührung kommen. Besonders Ceremonial Grade Matcha sollte mit seinen feinen Aromen mit großer Sorgfalt aufbewahrt werden. Beim Matcha Latte wirken Milch und Zucker wie Geschmacksverstärker, die bestimmte Nuancen, wie auch metallischen und fischigen Geschmack, verstärken.

Die gute Nachricht: In einem normalen Haushalt reicht schon etwas Sorgfalt, um Geschmack und Wirkung lange zu erhalten. Aber es lohnt sich, einmal genauer hinzuschauen, vor allem, wenn Metall im Spiel ist.

Reagiert Matcha wirklich mit Metall?

Die kurze Antwort: Ja, aber nicht immer, nicht schnell und nicht mit jedem Metall. Entscheidend sind Kontaktzeit, Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert und die Art des Metalls.

Viele Metall-Ionen lösen sich nur bei saurem pH. Da Matcha in Wasser leicht basisch ist, findet unter normalen Bedingungen kaum Metallauslösung statt – ganz im Gegensatz zu säurehaltigen Lebensmitteln wie Zitrusfrüchten oder Essig.

Empfindlich reagiert Matcha vor allem auf Übergangsmetalle wie Kupfer oder Eisen. Diese können als Katalysator wirken und die Oxidation von Catechinen wie EGCG beschleunigen. Dabei entstehen unerwünschte Reaktionsprodukte, die den Geschmack verändern oder die antioxidative Wirkung mindern.

Anders sieht es bei Edelstahl aus. Hochwertiger Edelstahl (z. B. 18/10) ist extrem stabil und gibt kaum Metallionen ab, vor allem nicht bei kurzem, trockenem Kontakt mit Matchapulver. Selbst beim Aufschäumen mit einem Edelstahlquirl oder beim Sieben mit einem Edelstahlsieb ist der Einfluss so gering, dass keine messbaren Veränderungen entstehen.

Das Problem entsteht erst bei längerer Lagerung in unbeschichteten Metalldosen, bei Kontakt mit Feuchtigkeit, Hitze oder Säure. Dann können selbst stabile Metalle minimale Mengen Ionen freisetzen und die reichen aus, um die Oxidation zu beschleunigen.

Warum wird in der Teezeremonie trotzdem komplett auf Metall verzichtet?

In der japanischen Teezeremonie hat jedes Detail Bedeutung, vom Geräusch des Wassers bis zur Maserung des Löffels. Metall hat dort keinen Platz. Nicht, weil es chemisch gefährlich wäre, sondern weil es als kalt, fremd und unnatürlich empfunden wird.

Der Bambuslöffel Chashaku, die Teeschale Chawan, der Matchabesen Chasen, sie bestehen alle aus Naturmaterialien, die Wärme, Ruhe und Verbundenheit ausstrahlen. Teemeister wie Sen no Rikyu, der die Teezeremonie im 16. Jahrhundert prägte, sahen in der Schlichtheit von Holz, Erde und Wasser den Weg zu innerer Klarheit. Metall hätte diese Atmosphäre gestört.

Auch geschmacklich schätzt man in der Teezeremonie absolute Reinheit. Selbst ein Hauch von metallischem Beigeschmack würde den umami-reichen, sanften Charakter des Matcha verfälschen. Ob das wissenschaftlich nachweisbar ist oder nicht, im Teeweg zählt die Wahrnehmung, nicht das Labor.

Wer also Matcha nicht nur trinkt, sondern zelebriert, greift zu Bambus und Keramik. Nicht aus Angst vor Reaktionen, sondern aus Respekt vor dem Ritual.

Wie gefährlich ist Metall in der Praxis wirklich?

Für den Alltag gilt Entwarnung. Die meisten Situationen, in denen Matcha mit Metall in Berührung kommt, sind kurz, trocken oder unkritisch. Entscheidend ist nicht das Material allein, sondern wie lange, unter welchen Bedingungen und mit welchem Metall der Tee in Kontakt kommt.

Matcha-Pulver in einem Metalllöffel mit Edelstahlsieb und Milchaufschäumer im Sonnenlicht
Matcha & Metall: Klassische Metallutensilien wie Teesieb, Messlöffel und Milchaufschäumer.

Hier ein Überblick über die gängigsten Fälle und worauf Du achten solltest:

Metalllöffel

Ein normaler Teelöffel aus Edelstahl ist für den Einstieg absolut okay. Der Kontakt ist kurz und trocken. Geschmacklich wirst Du keinen Unterschied merken. Wenn Du Matcha regelmäßig trinkst, lohnt sich trotzdem ein Chashaku aus Bambus, nicht nur wegen der Tradition, sondern auch wegen des Gefühls. Bambus lädt sich weniger statisch auf, und das Pulver haftet nicht so stark.

Matcha-Dosen aus Metall

Die meisten Matcha-Dosen aus Metall sind innen beschichtet oder enthalten einen separaten Aromabeutel. Direkter Kontakt mit blankem Metall findet also nicht statt. Das ist wichtig, denn bei längerer Lagerung kann unbeschichtetes Metall tatsächlich zu Verfärbungen oder dumpferem Geschmack führen. Besonders empfindlich reagieren Catechine und aromatische Verbindungen, wenn sie über Tage oder Wochen Sauerstoff, Feuchtigkeit und Metallionen ausgesetzt sind – es entsteht, was manche als „Tee-Patina“ beschreiben.

Deshalb unser Tipp: Matcha immer luftdicht, kühl und trocken aufbewahren. Ganz gleich ob in einer Dose aus Blech, Glas oder Keramik. Am besten ist die Lagerung in einem Aromabeutel oder unseren Matcha Refill Nachfüllpacks, die den Matcha zusätzlich vor Licht und Luft schützen.

Edelstahlsiebe

Das Sieben von Matcha ist eine gute Idee, weil es Klümpchen entfernt und das Aufschlagen erleichtert. Und das klappt am besten mit einem feinen Edelstahlsieb. Der Kontakt ist hier kurz und trocken, also völlig unproblematisch. Achte nur darauf, das Sieb regelmäßig zu reinigen. Oxidierte Teereste können mit der Zeit fremd schmecken.

Milchaufschäumer mit Metallspirale

Auch das ist kein Problem. Der Kontakt ist feucht, aber sehr kurz. Hochwertiger Edelstahl gibt keine relevanten Metallionen ab. Wichtig ist, dass der Quirl sauber und rostfrei ist. Wenn Du empfindliche Schalen nutzt, schäume lieber in einem separaten Gefäß auf, um Kratzer zu vermeiden.

Fazit: Was wirklich zählt

Die Warnung vor Metall im Zusammenhang mit Matcha hat ihren Ursprung in der japanischen Teekultur und sie hat bis heute ihre Berechtigung. Nicht wegen akuter Gesundheitsgefahren, sondern weil einige Metalle wie Kupfer oder Eisen tatsächlich mit den empfindlichen Inhaltsstoffen reagieren können. Vor allem bei längerem Kontakt, Feuchtigkeit und Wärme.

Edelstahl ist dagegen weitgehend unproblematisch. Ein sauberer Löffel, ein Edelstahlsieb oder ein Milchaufschäumer schaden Deinem Matcha nicht, solange Du das Getränk frisch zubereitest und zeitnah genießt. Die größten Feinde von Matcha bleiben Licht, Luft, Hitze und Zeit.

Wer die Zubereitung als Ritual versteht oder geschmacklich wirklich alles herausholen will, ist mit Bambus und Keramik auf der sicheren Seite. Für den Alltag gilt aber: Ein bisschen Metall ist kein Drama, solange Du weißt, worauf es ankommt.

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