Sen no Rikyu: Die 7 Regeln der Matcha Zubereitung
Es war der große japanische Teemeister Sen no Rikyu (千利休) der im 16. Jahrhundert die Teezeremonie (Chanoyu) mit Minimalismus und Achtsamkeit revolutionierte.
Die Teezeremonie, wie sie von Sen no Rikyu gelehrt wurde, ist tief in der Zen-Philosophie verwurzelt. Jede Handlung im Chanoyu (Weg des Tees) dient als Meditation, in der es darum geht, den Moment vollständig zu erleben. Zen betont Achtsamkeit, Einfachheit und die Bedeutung des Augenblicks, und all diese Prinzipien spiegeln sich in der Kunst der Teezeremonie wider.
Einst wurde Sen no Rikyu nach der Essenz des Teerituals gefragt und antwortete mit diesen sieben Regeln:
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Bereite eine zufriedenstellende Schale Tee zu.
Rikyu lehrt, dass die Zubereitung des Tees mit voller Aufmerksamkeit und Sorgfalt erfolgen soll. Eine „zufriedenstellende“ Schale ist nicht nur eine, die gut schmeckt, sondern auch eine, die in Harmonie mit der Umgebung und den Gästen steht. Es geht um mehr als Geschmack — es geht um den Geist, mit dem der Tee zubereitet wird.
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Lege die Holzkohle so, dass das Wasser effizient kocht.
Die Sorgfalt beim Ausbreiten der Kohle symbolisiert Achtsamkeit in jedem Detail. Diese Regel erinnert daran, dass jede Aufgabe, so banal sie erscheinen mag, mit der gleichen Achtsamkeit ausgeführt werden sollte, wie das Teekochen selbst. Die Holzkohle symbolisiert die Grundelemente, die es richtig zu ordnen gilt, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
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Sorge im Sommer für ein Gefühl der Kühle und im Winter für Wärme.
Hier wird die Empathie und Fürsorge fürdie Bedürfnisse der Gäste betont. Die Atmosphäre soll der Jahreszeit und dem Empfinden der Gäste entsprechen. Dieses Prinzip zeigt, wie wichtig es ist, sich in die Lage der Gäste zu versetzen und ihre Bedürfnisse vorausschauend zu erfüllen, um Komfort und Harmonie zu schaffen.
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Arrangiere die Blumen so, als ob sie in der Natur wachsen würden.
Rikyu betont hier die Bedeutung von Natürlichkeit und Minimalismus. Die Blumen sollen nicht künstlich oder übermäßig arrangiert wirken, sondern so aussehen, als wären sie aus ihrer natürlichen Umgebung entnommen. Diese Regel steht für die Kunst, die Schönheit in der Einfachheit zu sehen und den natürlichen Fluss der Dinge nicht zu stören.
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Sei rechtzeitig vorbereitet.
Rechtzeitige Vorbereitung ist der Schlüssel zur Gelassenheit und einem erfolgreichen Teeritual. Vorbereitung vermeidet Hektik und garantiert eine meditative Atmosphäre. Diese Regel bezieht sich nicht nur auf materielle Vorbereitungen, sondern auch auf die geistige Haltung. Indem man rechtzeitig vorbereitet ist, kann man den Gästen Ruhe und Achtsamkeit entgegenbringen, ohne von unerwarteten Ereignissen gestört zu werden.
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Sei auf Regen vorbereitet.
Diese Regel symbolisiert Voraussicht und Flexibilität. In der japanischen Kultur, besonders in der Teezeremonie, ist es wichtig, auf das Unerwartete vorbereitet zu sein. Regen ist hier ein Symbol für das Unvorhersehbare, und die Fähigkeit, auf Komplikationen mit Ruhe und Anmut zu reagieren, ist eine wichtige Tugend im Chanoyu.
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Handle mit größter Rücksicht gegenüber deinen Gästen.
Die Gastfreundschaft ist das Herzstück von Rikyu’s Philosophie. Alles im Chanoyu dreht sich darum, den Gästen eine angenehme und harmonische Erfahrung zu bieten. Dies erfordert Empathie, Aufmerksamkeit für Details und eine aufrichtige Haltung des Dienens, ohne Stolz oder Egoismus.
Diese und andere Quellen kannst Du auf der Seite der Urasenke Teeschule nachlesen. Die Urasenke Teeschule in Kyoto ist eine der bekanntesten japanischen Teeschulen und wird von direkten Nachfahren von Sen no Rikyu in der 16. Generation geführt.
Ursprung der sieben Regeln
Die sieben Regeln von Sen no Rikyu entstammen jahrhundertealten Lehren, die in historischen Texten wie dem Nampō Roku dokumentiert sind. Diese Schriften enthalten die Weisheiten und Praktiken, die Rikyu während seiner Zeit als Teemeister entwickelte. Die Regeln, die von Einfachheit, Achtsamkeit und Rücksichtnahme geprägt sind, fassen seine Vision der perfekten Teezeremonie zusammen. Sie sind nicht nur technische Anleitungen, sondern auch tiefgreifende Lebensprinzipien, die von Zen-Philosophie durchdrungen sind.
Anwendung der Regeln in der Praxis
In der modernen Praxis der Teezeremonie finden die sieben Regeln von Rikyu immer noch Anwendung. Zum Beispiel wird die Holzkohle mit großer Sorgfalt so gelegt, dass das Wasser gleichmäßig erhitzt wird, während die Blumenarrangements minimalistisch gehalten sind, um die natürliche Schönheit zu betonen. Jeder Schritt, vom Erhitzen des Wassers bis zum Aufschlagen des Tees, wird mit ruhiger Achtsamkeit durchgeführt, um Harmonie und Ausgeglichenheit zu erzeugen. Die Zeremonie ist ein fließender Prozess, bei dem jede Handlung Bedeutung hat.
Der Einfluss von Sen no Rikyu auf die moderne Teekultur
Sen no Rikyu’s Einfluss auf die heutige Teekultur in Japan ist unbestreitbar. Viele der Prinzipien, die er eingeführt hat, werden noch heute in den großen Teeschulen wie Urasenke und Omotesenke gelehrt. Diese Schulen, die von seinen Nachfahren geführt werden, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Rikyu’s Philosophie weiterzugeben. Auch die heutige Popularität von Matcha und die damit verbundene Teezeremonie gehen auf Rikyu’s wegweisende Ansätze zurück, die Tee nicht nur als Getränk, sondern als spirituelles Erlebnis betrachten.
Die Philosophie des Chanoyu im täglichen Leben
Die sieben Regeln von Sen no Rikyu können auch als Leitfaden für den Alltag dienen. Achtsamkeit in jeder Handlung, Rücksichtnahme auf andere und die Wertschätzung der Einfachheit sind Werte, die nicht nur in der Teezeremonie von Bedeutung sind. Im hektischen modernen Leben kann das Befolgen dieser Prinzipien zu einem tieferen Gefühl der Gelassenheit und des Friedens führen. Indem wir uns auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren und unsere Handlungen mit Sorgfalt ausführen, können wir die Schönheit des Alltäglichen wiederentdecken.
Eigentlich ganz einfach
Sen no Rikyu wurde einst von einem Schüler gefragt, was die Essenz des Chado (des Teeweges) ist. Rikyu Antwort:
Wasser holen, Feuer anzünden, Wasser erhitzen, Tee schlagen und trinken, das ist alles!
Als der Schüler meinte, „Das kann ich schon alles.“, antworteteder Meister, „Dann möchte ich dein Schüler werden.“.