Matcha: Wieviel Grad sollte das Wasser haben?
Für die Zubereitung eines perfekten Matcha-Tees ist die Wassertemperatur entscheidend. Wenn das Wasser zu kalt ist, kann sich das geschmackliche Potential eines guten Matcha nicht ausreichend entfalten. Wenn aber das Wasser zu heiß ist, kann der Tee bitter werden und wertvolle Inhaltsstoffe zerstört werden. Aber wie heiß sollte das Wasser wirklich sein?
Warum ist die Wassertemperatur bei Matcha so wichtig?
Hochwertiger Matcha besteht aus den zartesten, jungen Trieben von Teepflanzen (Camelia Sinensis), die vor der Ernte beschattet wird. Vor dem Vermahlen der Teeblätter zu allerfeinstem Pulver werden die Stängel und Blattrippen zunächst in einem aufwendigen Prozess entfernt — diese Zwischenstufe wird Tencha genannt.
In jedem dieser raffinierten Herstellungs-Schritte stecken Jahrhunderte von Wissen und Erfahrung, um den Geschmack und die Wirkung von Matcha perfektionieren. Um das Geschmacks-Potential eines so aufwendig hergestellten Matcha voll auszuschöpfen, muss auch das Wasser genau die richtige Temperatur haben.
Wenn man Matcha mit Wasser bei nur 50-60 °C — wie für Gyokuro üblich — zubereitet, können sich Aromen und Schaum nicht voll entfalten. Ebenso führt zu heißes Wasser dazu, dass der Matcha nicht sein volles Potential entfaltet und bitter wird.
Die optimale Temperatur des Wassers für einen traditionellen japanischen Matcha
Die ideale Temperatur des Wassers für die Zubereitung von traditionellem Matcha liegt zwischen 70 °C und 80 °C. Bei dieser Temperatur entfalten sich die süßlichen und komplexen Geschmacksnoten des Matcha optimal, ohne dass bittere oder adstringierende Noten den feinen Geschmack überlagern.
Heißeres Wasser würde zu viel Catechine und Koffein freisetzen, die für die Bitterkeit verantwortlich sind. Heißes Wasser kann aber nicht nur den Geschmack negativ beeinflussen, sondern auch wertvolle Inhaltsstoffe wie L-Theanin und die empfindlichen Antioxidantien im Tee beeinträchtigen oder zerstören.
Was sagt Sen no Rikyū zur Wassertemperatur?
Der große japanische Teemeister Sen no Rikyu (千利休) der im 16. Jahrhundert die Teezeremonie (Chanoyu) im Geiste der Zen-Philosophie mit Minimalismus und Achtsamkeit revolutionierte, hat zur Wassertemperatur folgendes gesagt:
Lass den Kessel so klingen, als wäre er vom Wind in den Kiefern umgeben. — Sen no Rikyū
In der japanischen Teezeremonie gibt es verschiedene Stufen des Kochens von Wasser, und das perfekte Geräusch für die Teezeremonie, das Rikyu hier beschreibt, ist das sogenannte »Matsukaze« (»Wind in den Kiefern«). Dabei handelt es sich um ein sanftes Zischen und Köcheln des Wassers, bevor es den Siedepunkt erreicht. In diesem Stadium hat das Wasser eine Temperatur von etwa 80 °C – es ist heiß genug, um Tee zuzubereiten, aber noch nicht am sprudelnden Kochen bei 100 °C.
Die Empfehlung zur perfekten Wassertemperatur findet sich auch in den Anleitungen von japanischen Teeschulen, wie der Urasenke Teeschule. Die Urasenke Teeschule in Kyoto ist eine der bekanntesten japanischen Teeschulen. Sie wird von direkten Nachfahren von Sen no Rikyu in der 16. Generation geführt. Urasenke betont, dass die Feinheit und der milde Geschmack des Matcha nur mit einer sorgfältig kontrollierten Temperatur erreicht werden kann.
Tipps zur Temperaturkontrolle
Verwende am besten einen Wasserkocher mit Temperatureinstellung oder lasse das gekochte Wasser einige Minuten abkühlen, bevor du es über den Matcha gießt. Falls kein Thermometer zur Hand ist, kannst du kochendes Wasser entweder etwa 2–3 Minuten abkühlen lassen, oder du füllst das kochende Wasser zuerst in eine separate Schale, bevor Du das Wasser zum Matchapulver gibst und mit dem Chasen aufschlägst – das sollte die Temperatur auf etwa 80 °C bringen.
Fazit
Für die beste Matcha-Erfahrung solltest du darauf achten, dass das Wasser zwischen 70 °C und 80 °C heiß ist. So verhinderst du Bitterkeit und stellst sicher, dass der Tee seine sanften Aromen und gesundheitlichen Vorteile bewahrt.