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Kizaemon Ido-Chawan: Das lehrt uns die berühmteste Teeschale Japans

Kizaemon Ido-Chawan, eine berühmte Teeschale, ausgestellt im Daitoku-ji Zen-Tempel in Kyoto, Japan. Die Schale zeigt die charakteristische loquat-farbene Glasur und das raue Kairagi-Muster, die das Wabi-Sabi-Ideal verkörpern.
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Der Kizaemon Ido-Chawan ist eine ehemals unscheinbare, bescheidene Reisschale aus Korea und heute eine der bekanntesten und wertvollsten Teeschalen Japans.

Die Schale wurde wahrscheinlich in der Yi-Dynastie (15. Jahrhundert) von einem unbekannten koreanischen Handwerker hergestellt. Der Ton für die Reisschale stammt vermutlich von einem Hügel hinter dem Haus des Handwerkers, die Glasur besteht aus Asche des häuslichen Herdes. Die Schale zeigt grobe, unregelmäßige Spuren von hastigem Arbeiten und viele Unvollkommenheiten: dicke Tropfen der Glasur rinnen über den Fuß, Sandpartikel sind im Ton eingefangen – und doch hat sie ihren Weg in die höchste Kunst der japanischen Teezeremonie gefunden.

Merkmale des Kizaemon Ido-Chawan

Typ Oido Chawan (Unterkategorie innerhalb der Ido-Schalen)
Name Kizaemon
Höhe 9,1 cm
Durchmesser der Schale 15,3-15,5 cm
Durchmesser des Randes 5,2-5,5 cm
Fußhöhe 1,5-1,7 cm
Besitzer Daitokuji Kobōan
Merkmale Natürliche loquat-farbene Glasur, Bambusknoten-ähnlicher Fuß, Kairagi-Muster, dicke Glasurschichten mit Rissen und rauen Details.
Kizaemon Ido-Chawan von vorne mit loquat-farbener Glasur und Kairagi-Muster
Der Kizaemon Ido-Chawan in der Ansicht von vorne. Die loquat-farbene Glasur und das natürliche Kairagi-Muster verkörpern die Schönheit des Wabi-Sabi. Quelle: turuta.jp/ceramics-story.
Ansicht des Fußes des Kizaemon Ido-Chawan von unten mit Bambusknoten-ähnlichem Fuß und unglasierter Struktur
Ansicht des Kizaemon Ido-Chawan von unten, die den Bambusknoten-ähnlichen Fuß und die rohe, unglasierte Struktur zeigt, die typisch für diesen Chawan sind. Quelle: turuta.jp/ceramics-story.

Die Kizaemon Ido-Schale ist ein Musterbeispiel für Wabi-Sabi: ihre Merkmale verkörpern die Schönheit des Unvollkommenen und Ursprünglichen.

  • Oberfläche und Farbe (琵琶色, Biwa-iro): Die loquat-farbene Glasur zeigt eine warme Gelbbraun-Tönung mit vereinzelt bläulichen Stellen, die durch den oxidierenden Brennprozess entstanden sind.
  • Glasur und Kairagi-Muster (梅皮, Kairagi): Die dick aufgetragene Glasur ist ungleichmäßig und weist feine Risse (貫入, Kan-nyu) auf. Der Muschelkalkgehalt in der Glasur führt zur Bildung des charakteristischen rauen Kairagi-Musters, das an die Haut von Pflaumenblüten erinnert.
  • Fuß (竹節高台, Takebushi-kōdai): Der Fuß der Schale ähnelt einem Bambusknoten und verleiht ihr eine solide Basis. Der unglasierte, rohe Fuß zeigt Spuren der Töpferscheibe und zeugt von der handwerklichen, spontanen Fertigung.
  • Drehrillen (轆轤目, Rokuro-me): Sichtbare Drehrillen auf der Oberfläche, entstanden durch das Drehen auf der Töpferscheibe, verleihen der Schale ihre unverwechselbare Struktur und erinnern an die handwerkliche Herstellung.
  • Brenntechnik und „Fehler“: In koreanischen Brennöfen wurden Schalen oft übereinander gestapelt, was zu Feuerräumen und Brandspuren führte. Solche Stellen wurden oft mit Lack ausgebessert und verleihen der Schale eine zusätzliche Ausdruckstiefe.

Was ist der Unterschied zwischen Ido und Oido?

„Ido“ (井戸) beschreibt allgemein eine Gruppe koreanischer Teeschalen mit natürlichen, schlichten Formen und erdigen Farben, die im japanischen Wabi-Sabi-Stil besonders geschätzt werden. Der Begriff „Oido“ (大井戸) bezeichnet eine spezielle Unterkategorie von Ido-Schalen, die durch ihre größere, imposantere Form auffällt. Oido-Chawan wie der Kizaemon haben eine besondere Präsenz und strahlen eine Würde aus, die sie in der japanischen Teekultur besonders wertvoll macht.

Was macht den Kizaemon Ido-Chawan so wertvoll?

Wie kann es sein, dass diese alltägliche, objektiv gesehen vielleicht „wertlose“ Schale zur Ikone der japanischen Teeästhetik wurde? Anders als Kunstwerke, die bewusst geschaffen werden, um zu beeindrucken, entstand die Kizaemon-Schale ohne Absicht, ohne Stolz und ohne jeglichen Anspruch auf Schönheit oder Wert. Gerade diese Kunstlosigkeit und natürliche Patina sprechen eine Sprache, die sich tief mit dem Zen-Ideal des Wabi-Sabi verbindet – der Schönheit in Unvollkommenheit und Vergänglichkeit.

Die Kizaemon-Schale, benannt nach dem Teemeister Takeda Kizaemon, wurde zunächst als einfacher Gebrauchsgegenstand verwendet. Doch im Laufe der Zeit, als sie durch die Hände vieler japanischer Teemeister wanderte, entwickelte sie sich zu einem symbolträchtigen Objekt der Teezeremonie.

Der Kunstkritiker und Philosoph Sôetsu Yanagi, der die Schale 1931 sah, war verblüfft: „Eine gute Teeschale, ja, aber vollkommen alltäglich. So einfach – nichts Einfacheres ist vorstellbar.“ Yanagi erkannte in dieser Schale die Schönheit des Unscheinbaren, des Ungekünstelten. Die Kizaemon-Schale wurde über Jahrhunderte zu einer Inspiration, zu einem Symbol für die Kunstlosigkeit, die durch ihre schlichte, alltägliche Funktion zur Kunst erhoben wurde.

Am Ende zeigt uns die Geschichte der Kizaemon Ido-Schale, dass der Wert eines Objekts nur dadruch entsteht, was wir darin sehen und was es in uns auslöst. Es ist unsere Wahrnehmung, die uns zurück zum Ursprung führen kann, zur Demut und zur Achtsamkeit. Durch das Ritual, unsere Achtsamkeit und die bewusste Nutzung wird das Objekt zu einer Brücke, die uns mit uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umgebung verbinden kann.

Die Kizaemon Ido-Schale erinnert uns daran, dass Schönheit und Wert oft dort liegen, wo wir sie am wenigsten erwarten – in uns selbst.

Heute lagert der kostbare Kizaemon-Chawan in fünf Holz-Schachteln, geschützt mit Wolle, in Seide gehüllt im Daitoku-ji Tempelkomplex in Kyōto und wird nur wenigen Auserwählten gezeigt. Sie verwandelte sich aus einem hastig und billig gefertigten Gebrauchsgegenstand in ein kostbares Relikt, das heute als „Essenz des Tees“ gilt.

Autor: Jochen Meyer, am // aktualisiert am 07. November 2024

Zum Autor

Autor: Jochen Meyer, Apotheker und Mitgründer von VERY MATCHA Jochen ist Apotheker und Mitgründer von VERY MATCHA. Er blickt gerne hinter die Kulissen von Qualität, Herstellungs­verfahren und Pharmakologie unserer Tees. Am liebsten trinkt Jochen Usucha, Gyokuro und Matcha Latte. Das Wortspiel mit dem Apo-tee-ker wollten wir uns an dieser Stelle eigentlich sparen ;-)

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