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Very Matcha Journal

Chagusaba: Die nachhalige Tee-Gras-Methode

Hinweis: Dieser Artikel fasst wissenschaftliche Literatur zusammen und ersetzt keine individuelle medizinische, pharmazeutische oder ernährungswissenschaftliche Beratung.

Chagusaba (茶 Tee, 草 Gras, 場 Ort) ist eine jahrhundertealte Tee-Anbaumethode in der japanischen Präfektur Shizouka, bei der Gräser wie Silbergras (Miscanthus sinensis) und Bambusgras (Sasa) rund um Teefelder kultiviert, getrocknet und als Mulch zwischen die Teesträucher gelegt werden. Das Gras, das zwischen den Teesträuchern, verhindert die Austrocknung und Erosion des Bodens, dient als natürlicher Nährstofflieferant und verbessert die Biodiversität. Besonders Premium Matcha-Cultivaren wie Tsuyuhikari oder Okumidori, verleiht Chagusaba mehr Balance, Süße und Tiefe.

Chagusaba: Die nachhalige Tee-Gras-Methode

Nebelschwaden ziehen durch die hügeligen Teefelder hoch über Shizuoka. Würde man mit einer Drohne aufsteigen, wäre irgendwo im Hintergrund der Fuji zu sehen. Zwischen den Teegärten stehen schimmernde Grasfelder mit japanischem Silbergras (Miscanthus) und Sasa (niedrige, kleinblättrige Bambusarten). Im Herbst schneiden die Farmer dieses Gras, trocknen es und legen es als Mulch zwischen die Teereihen. Diese alte Praxis heißt Chagusaba.

Fruchtbarkeit und Geschmack

Diese nachhaltige Pflege der Flächen ermöglicht es, über Generationen hinweg Tee auf demselben Land anzubauen, ohne dass der Boden an Nährstoffen verarmt. Die organischen Nährstoffe unterstützen stabile L Theaninwerte in den Schattentees und verstärken damit den süßlich samtigen Geschmack der für hochwertigen Matcha charakteristisch ist. Studien zeigen, dass Tees aus Chagusaba Regionen eine geringere Bitterkeit und ein volleres Aroma entwickeln.

Weltkulturerbe der Landwirtschaft

Chagusaba gehört seit 2013 unter dem Namen Traditional Tea-grass Integrated System in Shizuoka zu den Globally Important Agricultural Heritage Systems (GIAHS), einem Programm der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Dieses Programm wurde 2002 gegründet, um traditionelle Landwirtschaftsformen, Kulturen und Landschaften zu bewahren, die durch Globalisierung, Umweltbelastung und Bevölkerungsdruck zunehmend bedroht sind. Das Chagusaba System ist damit eines der wenigen Beispiele weltweit, in denen Landwirtschaft, Biodiversität und Kultur so harmonisch ineinandergreifen, dass sie als schützenswertes Welterbe gelten.

Auf der FAO Webseite heißt es:

„Chagusaba“ bezeichnet halbnatürliche Grasländer und steht für ein vorbildliches System traditioneller Agrartechniken, bei dem Grasflächen rund um Teefelder gepflegt werden. Das Gras liefert Mulch, der die Qualität des Teeanbaus verbessert. Chagusaba ist ein seltenes Beispiel der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Biodiversität, wobei beide einander im Wert steigern. Seit über 10.000 Jahren werden Chagusaba Flächen durch menschliche Tätigkeit erhalten.

Was ist Chagusaba genau?

Chagusaba wird vor allem in der Präfektur Shizuoka angewendet. Rund um die Teefelder werden halbnatürliche Grasflächen gepflegt. Das dort geschnittene Gras, typischerweise japanisches Silbergras (Miscanthus sinensis, „Susuki“) und Sasa Bambusgräser, wird nach dem Trocknen in die Furche zwischen den Teesträuchern eingebracht. Das hat folgende Vorteile:

  • Feuchtigkeitsmanagement: Der Boden bleibt gleichmäßiger feucht, Temperaturschwankungen werden abgepuffert.
  • Weniger Erosion und Nährstoffverlust: Die Grasdecke schützt vor Auswaschung und hält Dünger im Wurzelraum.
  • Unkrautunterdrückung: Der Mulch beschattet Keimlinge. Chemische Herbizide werden seltener gebraucht.
  • Biodiversität: Die erhaltenen Grasflächen dienen als Refugium für seltene Pflanzen, Insekten und Vögel. Das System verknüpft Landwirtschaft und Artenschutz sichtbar im selben Landschaftsmosaik. Zersetztes Gras liefert organische Substanz und fördert Mikroflora und Wurzelgesundheit.

Chagusaba verbessert das Mikroklima und sorgt in hochwertigen Cultivaren für ein feines Aminosäurenprofil. Das Ergebnis sind Tees mit dichterem Aroma und runderem Mundgefühl. In Shizuoka gilt Chagusaba als Schlüssel für Premiumqualitäten, die traditionell höher gehandelt werden.

Daran erkennst Du Chagusaba Tees: Produzenten aus Shizuoka weisen häufig auf die GIAHS Anerkennung hin.

Häufige Missverständnisse

  • Nicht automatisch Bio: Chagusaba ist mit ökologischem Anbau kompatibel, aber keine Biozertifizierung an sich.
  • Kein Ersatz für Beschattung: Für Matcha stammt der hohe Aminosäureanteil vor allem von der Beschattung der Teeblätter. Chagusaba verbessert die Bodenumgebung und ergänzt diese Praxis.
  • Kein eigener Cultivar: Chagusaba ist eine Anbaumethode und funktioniert mit verschiedenen Sorten, etwa Yabukita, Okumidori oder Tsuyuhikari.

Einordnung für Matcha Trinker

Für Usucha, Koicha oder einen anspruchsvollen Matcha Latte zählt Balance: viel Umami, wenig Adstringenz, tiefer Duft. Chagusaba stabilisiert die Pflanzenphysiologie über den Winter und fördert gleichmäßiges Wachstum im Frühjahr. Beschattung bleibt der Haupthebel für mehr Theanin, doch ein gesunder, kühler Boden durch Mulch ist die Basis, auf der Beschattung ihr Potenzial entfalten kann.

Kultur, Gemeinschaft, Handwerk

Chagusaba ist arbeitsintensiv. Das Schneiden, Trocknen und Ausbringen des Grases beansprucht einen erheblichen Teil der Winterarbeit. Viele Schritte werden in gemeinschaftlicher Hilfe organisiert. Dieses soziale Gefüge ist Teil der Qualität und Teil dessen, was das System so wertvoll macht.

Fazit

Chagusaba ist mehr als eine Technik. Es ist ein Kreislauf, der Natur, Handwerk und Geschmack verbindet. Wenn Du nach einem nachhaltig angebauten Matcha mit Substanz suchst, führt an Chagusaba kaum ein Weg vorbei.

FAQ zu Chagusaba

Was bedeutet Chagusaba in Shizuoka?

Chagusaba bezeichnet eine Anbaumethode für Tee aus der Präfektur Shizuoka mit halbnatürlichen Grasflächen neben den Teefeldern. Das getrocknete Gras wird als Mulch in die Furchen eingebracht. Chagusaba ist seit 2013 als GIAHS von der FAO anerkannt.

Verbessert Mulch die Teequalität?

Studien zeigen, dass Mulch den Boden feuchter und kühler hält und Enzymaktivität sowie Nährstoffstatus verbessert. Das unterstützt Aroma und Mundgefühl hochwertiger Tees.

Ist Chagusaba gleichbedeutend mit Bio?

Nein. Chagusaba ist mit ökologischem Anbau kompatibel, aber keine Biozertifizierung. Es ist eine Anbaumethode mit Fokus auf Bodenpflege und Biodiversität.

Wird Matcha in Shizuoka immer mit Chagusaba angebaut?

Nein. Typische Regionen innerhalb von Shizuoka sind Kakegawa, Kikugawa und die Makinohara Ebene. Produzenten weisen auf die Verwendung von Chagusaba und auf ihre GIAHS Anerkennung mit dem Chagusaba Label hin.

→ Offizielles Chagusaba Portal

Quellen und weiterführende Literatur

Über den Autor

Autor: Jochen Meyer, Apotheker

Jochen Meyer ist approbierter Apotheker (PharmD, Staatsexamen Pharmazie) und Mitgründer von Very Matcha. Nach dem Studium der Pharmazie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen forschte er an der University of Florida in den USA unter anderem zum Thema Alzheimer-Erkrankung. Als Apotheker sind seine Interessentsschwerpunkte die Qualität, Verarbeitung und Pharmakologie von Matcha und grünem Tee. LinkedIn

Disclaimer: Die in diesem Artikel dargestellten Ergebnisse stammen aus wissenschaftlichen Studien. Studienergebnisse sind statistische Befunde und lassen sich nicht eins-zu-eins auf jede Person übertragen. Die Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine individuelle medizinische Beratung, Diagnose oder Therapieempfehlung dar. Bei gesundheitlichen Fragen wende dich bitte an ärztliches oder pharmazeutisches Fachpersonal vor Ort, das deine persönliche Situation beurteilen kann.